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      Industrietaucher finden sich auch ohne Sicht zurecht

      Neubrandenburg. Das ist Willy Krause. Gleich wird der muskulöse junge Mann einen Tauchgang absolvieren, der es in sich hat. Das Element, in das er, nun sagen wir mal, einsteigt, kann man von der Konsistenz her mit einer Moorpackung vergleichen. Viel Bewegungsspielraum hat Willy Krause nicht bei seinem Job im Faulturm der Kläranlage der Neubrandenburger Wasserbetriebe. Wenn der Industrietaucher im Faulturm nach unten sackt, ist das, als würde er sich durch eine Art festen Pudding wühlen. In völliger Dunkelheit, bei circa 36 Grad. Schön ist anders. Siegfried Richter, er ist Willy Krauses Chef, hat seinen Tauchgang für heute schon hinter sich. Die Industrietaucher vom Tauchbetrieb S. Richter aus Schenefeld bei Hamburg sind mehrere Tage damit beschäftigt, den Turm zu kontrollieren, Ablagerungen zu entfernen und bei Bedarf Verschleißteile auszutauschen. Dabei fühlen sich die Industrietaucher nach eigener Aussage wie eine Fliege im Teer. Wie aber kommt man in dieser zähen Masse nach unten und idealerweise auch wieder nach oben? Natürlich gehen die Industrietaucher bei solchen Einsätzen auf Nummer sicher. Der Taucher ist mit einer Wechselsprechanlage ausgestattet. Seine Kollegen hören ihn atmen, können mit ihm sprechen. Sobald den Männern an der frischen Luft irgendetwas komisch vorkommt, holen sie ihren Kollegen aus dem dunklen Sumpf. Das ist aber noch nie passiert. Immerhin agieren die Industrietaucher im Faulturm der Neubrandenburger Wasserbetriebe in völliger Dunkelheit. Und doch können sie sich orientieren. Wie das funktioniert, weiß Siegfried Richter So möchte es sein. Das ist das Ziel, wenn etwa alle 4 Jahre Industrietaucher, in diesen 32 Meter hohen beziehungsweise tiefen Turm einsteigen. Dabei sind sie gut geschützt in ihren maßgeschneiderten Anzügen, die aus einem robusten gummierten Stoff bestehen. Bei einer Umgebungstemperatur von circa 36 Grad wird es darin ordentlich warm. Das müssen die Männer aushalten. Es ist ein Knochenjob, der Hochachtung verdient. So sieht man das auch bei den Neubrandenburger Wasserbetrieben. Denn ohne den Einsatz der Industrietaucher hätte man dort ein Riesenproblem. Immerhin hat der Faulturm ein Fassungsvolumen von 5000 Kubikmetern. Aus dem Schlamm-Wasser-Gemisch müssen Beimengungen wie Verzopfungen und organische Mineralstoffe entfernt werden. Das erledigen die Industrietaucher. Der nicht zu verwertende Rest wird maschinell eingedickt und verbrannt. Im Faulturm wird übrigens Klärgas produziert. Das Gas wird zwischengespeichert und später ins Blockheizkraftwerk eingespeist. Die Neubrandenburger Wasserbetriebe klären das Abwasser aus Neubrandenburg und den umliegenden Gemeinden, zirka 76 000 Haushalte. Die Jahresschmutzwassermenge beläuft sich auf 4 Millionen Kubikmeter.

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